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Arad Dabiri - 5 - ZURÜCK ZU NULL! (done)
17 November 2024
Seit einer Woche höre ich Bret nicht mehr.
Seit einer Woche ist seine Stimme verstummt.
Seit einer Woche bin ich allein mit meinen Gedanken.
Ich fühle mich befreit, aber weiß nicht, ob das richtig ist. Sollte ich etwas anderes empfinden, ihn vermissen, ihn wieder reinholen, rausholen, im Gedächtnis kramen, die Notwendigkeit schaffen, dass er wieder zu mir spricht?
Eine ganze Woche lang kein Bret.
Eine Woche, eine einzige, lange Woche. In der ich meine Jungs gesehen habe: alle. In der ich wieder nur für mich gearbeitet habe, die Seiten gefüllt habe: viele. In der ich wieder mit der Frau, die ich liebe, geschlafen habe: lange.
Und Bret hat sein Maul gehalten, die ganze Zeit.
Keine Kommentare, keine Blicke, keine Wertung, Einschätzung, observieren, relativieren.
Nichts.
Kann ich das alles, so ganz ohne ihn?
Ich muss.
Lasst mich an das Wochenende zurückdenken, letztens, da, in Den Haag. Vielleicht kommt er dann von selbst hervorgekrochen, vielleicht auch nicht.
Also. Das Essen war okay, die Biere klein, aber gut. Die Menschen fein, zumindest die, mit denen ich war. Eine komische Truppe, zusammengeworfen, international. Wobei sich international auf den skandinavischen Bereich begrenzt, mit einer Ausnahme, nämlich: mir. Die Menschen mit Stil, zumindest die meisten, und vor allem diejenigen, die nichts mit Literatur zu tun haben, sondern einfach gefährlich nah mit ihrem Rad an mir vorbeifahren. Die Deadlines schrecklich, das ständige leicht verkatert erwachen, nicht freiwillig, weil: Wecker, weil: richtig penetranter Wecker, den ich dreimal wegdrücken muss. Und dann auch noch anfangen zu denken, zu schreiben, und dann: abzuschicken. Irgendwie aber ehrlich, direkt, ohne Filter, tippen, und dann weg damit, nicht mehr hinterhersehen, was war.
Ist da wer?
Nein, kein Bret.
Nur ich.
Fuck.
Weiter.
Ich habe eigentlich nicht wirklich viel von der Stadt gesehen, nicht mal zum Wasser bin ich gegangen. Aber das ist okay, ich habe ja gearbeitet, getrunken, gelacht, gedacht, und dann um acht Uhr morgens wieder: gearbeitet, und paar Stunden später wieder: getrunken, gelacht, gar nicht mal mehr so viel gedacht.
Sollte ich eine Frage stellen, auf die Bret antworten kann?
Nein, keine Fragen.
Keine Lust mehr auf Fragen, nur noch Antworten.
Ich habe gelernt, dass jedes Land eine eigene literarische Bubble, einen Mikrokosmos hat, in dem die intimen Themen die Welt bedeuten, aber das Land nebendran nicht mal von deren Existenz weiß. Ich habe gelernt, dass auch in den Niederlanden, wie in Österreich, in Deutschland, der Schweiz, die Literaturwelt ihr eigenes Dasein höherstellt, als es sein muss. Dass dich in einem Theater zwanzig Leute erkennen können, aber auf der Straße niemand. Dass du in einer Buchhandlung fünfzehn Bücher signierst, aber nichts verdienst. Dass du ein Star sein kannst, für einen ganz kleinen Raum.
Ich habe aber auch gelernt, dass die Niederlande, so denke ich, mehr liest als hier.
Und das ist gut.
Und Bret.
Ich vermisse ihn.
Aber irgendwie auch nicht.
Und das ist gut.
Wieder mussten hier fünfhundert Wörter her.
Wieder habe ich darauf vergessen, und schreibe sie verkatert an einem Sonntag.
Wieder lese ich nicht mehr drüber, sondern schicke einfach ab.
Also, fast wie in Den Haag.
Es war schön.
Danke.
Und jetzt alles zurück zum Anfang.
Zurück zu Null.
WAT HEEFT DIT VERHAAL GEÏNSPIREERD?
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