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WRITTEN BY

Arad Dabiri

(AT)

TRANSLATED BY

Lotte Lentes

(NL)

Arad Dabiri - 2 - NULLKOMMAZWEI! (10AM)

1 November 2024

Die Stadt hat noch geschlafen, aber ich starrte bereits mit weiten Augen die Decke an.

Tasche packen, kleine Einkäufe erledigen, Flug nicht verpassen, nein, erstmal den Bus zum Flughafen nicht verpassen, dann: Flug nicht verpassen, dann: landen, dann: Zug finden, von Amsterdam nach: Den Haag, dann: gehen, aber nicht lange, weil: kleine Stadt, dann: einchecken, easy, hinlegen, und mit weiten Augen die fremde Decke anstarren.

Willkommen.

Und jetzt?

Bret liegt neben mir, ein bisschen zu nahe.

»Du gehst mir jetzt aber ein bisschen zu nahe.«

»Muss ich.«

Vielleicht hat er recht.

»Sollte ich mir eigentlich was von der Stadt ansehen? Wenn ich schon mal da bin?«

»Weißt du schon in wie vielen fremden Städten ich nur die Wände eines Hotelzimmers gesehen habe?«

»Und was hilft mir das jetzt?«

Also, wirklich?

»Wir können auch hier genug Spaß haben.«

Mundwinkel hoch, frech, kindisch.

»Und was machen wir jetzt?«

»Worauf wir Lust haben.«

Mit seinen dreckigen Schuhen aufs Bett, Handtuch, Rauchmelder umwickeln.

Und:

R a u c h e n.

»Schau, alles möglich.«

»Und was soll mir das jetzt zeigen?«

»Dass wir keine Ficks geben, du und ich, wir sind anders. Als diese Leute, dieses Land, sogar als dieses beschissene Zimmer.«

»Oder man geht einfach vor die Tür.«

»Was willst du dort?«

»Was erleben, um überhaupt zu schreiben.«

»Die Party ist bei uns! Zimmerservice, Champagner, Korken knallen, ich besorg uns was zum Ballern, ja, laut, pöbelnd, wer will was von uns?«

Manchmal habe ich so ein komisches Gefühl, das einer Stimme ähnelt, die mir ins Ohr kreischt, dass Bret immer nur nach Stress sucht. Dass er ewig ein kleiner Junge bleibt. Rebellisch, aggressiv, aber dann doch auch peinlich. Und dass er am Ende auch nur ein kleiner Junge ist, der nicht allein sein will, und deshalb immer: mich in diese Scheiße mitreinziehen will.

»Vielleicht muss ich ja einmal nicht kämpfen?«

»Wir beide müssen immer kämpfen.«

»Du …«

»Hm?«

»Nichts.«

Vielleicht spürt er, was ich gerade dachte, über ihn. Unangenehm.

Schnell handeln, Thema wechseln, oder zumindest umlenken.

»Ich kann hier wenigstens schreiben, arbeiten, die Zeit nutzen. In ein süßes Café, oder abends in eine kleine Bar. Schwarzer Kaffee oder Bier, und nebenbei das dritte Ding fertigkriegen. Niemand spricht Deutsch um dich, du hast deine Ruhe, endlich, so etwas wie einen Filter vom städtischen Grundrauschen.«

Bret ist heute wirklich ein nerviges Kind. Mit verschränkten Armen, Kinn nach unten, Schmollmund.

Egal.

Dann bin ich eben die Mutter, oder der Vater, je nachdem welchen Komplex er so in sich trägt.

Aber er unterbricht dann doch.

»Pass auf. Hier ist es anders als in Wien. Hier bestellst du ein Bier, aber kriegst ein kleines. Hier gehst du in den Supermarkt, für Zigaretten, und lässt dort vierzehn Euro für eine Schachtel liegen. Das wartet da draußen vor der Tür auf dich.«

Vierzehn Euro.

Vierzehn Euro.

Vierzehn Euro.

Die Wiederholung muss sein.

Sonst verstehe

und glaube ich

diese Scheiße nicht.

Das hier ist nicht meine Stadt, das merke ich schon ganz schnell.

Aber das ist okay.

Bis Sonntag wird es meine sein.

Komme was wolle.

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